OCEAN MATERIAL | AUG 13TH 2023 | 8 MIN
Plastik Mythen und Realität: Die Balance zwischen Nachhaltigkeit und Umweltschutz
Seit seiner Einführung als Verbrauchermaterial in den 1950er Jahren hat Kunststoff Industrien und das tägliche Leben der Menschen transformiert. In jüngerer Zeit sind jedoch seine Umweltauswirkungen und sein Beitrag zur Umweltverschmutzung besonders besorgniserregend geworden. Es gibt mehrere Vorschläge zur Bewältigung der Plastikverschmutzung, die oft von Annahmen getragen werden, die weder angemessene nachhaltige Lösungen noch wirtschaftliche Realitäten vollständig berücksichtigen.
Bei Ocean Material stoßen wir auf viele gängige Mythen, die die Komplexität des Problems nicht vollständig erfassen oder einfach in die falsche Richtung weisen. Um ein wenig Bildungseinblick zu bieten, haben wir fünf der häufigsten Mythen, die uns in unserer Arbeit begegnen, und ihre entsprechenden Realitäten erforscht.
Mythos 1: „Biobasierte Materialien lösen das Problem der Plastikverschmutzung.“
Realität: Während biobasierte Kunststoffe uns nachhaltige Alternativen versprechen, gehen sie auch mit ähnlichen Herausforderungen in ihrer Herstellung einher wie konventionelle Kunststoffe – Ressourcenverbrauch, langsame Abbaubarkeit und höhere Emissionen im Vergleich zu konventionellen Kunststoffen. Allerdings machen biobasierte Kunststoffe weniger als 0,5% der weltweiten Kunststoffproduktion aus (geschätzte 390 Millionen Tonnen jährlich). Solange diese Probleme angegangen und die Produktion gesteigert werden muss, wäre eine bessere Lösung, das Verbraucherverhalten zu priorisieren, indem Einwegplastik reduziert wird, strengere gesetzliche Vorschriften in Ländern, in denen sie hergestellt und verwendet werden, erlassen werden und in Richtung einer robusten Recyclinginfrastruktur gearbeitet wird, um bereits im Umlauf befindlichen Kunststoff wiederzuverwenden.
Mythos 2: „Recycling ist immer möglich.“
Realität: Obwohl Recycling ein entscheidender Schritt in der Bewältigung von Plastikabfällen ist, ist es wichtig zu verstehen, dass die molekulare Stabilität von Kunststoff im Laufe der Zeit abnimmt, was das mechanische Recycling auf etwa 2-3 Zyklen begrenzt. Kunststoffe werden im Allgemeinen nach ihren Harzidentifikationscodes bewertet, die von 1 bis 7 reichen und ihre Recyclingfähigkeit bestimmen. Zum Beispiel ist eine PET-Flasche, wie sie zur Aufbewahrung von Softdrinks verwendet wird, ein Stück Kunststoff, das recht einfach recycelt werden kann. Aber das Recycling von minderwertigen Kunststoffen wie Folien ist für lokale Behörden oder kommerzielle Unternehmen nicht immer wirtschaftlich tragbar. Für Verbraucher ist eine wiederverwendbare Tasche beim Einkaufen immer die bessere Alternative.
Mythos 3: „Die gesamte Plastikverschmutzung stammt aus Einwegverpackungen.“
Realität: Während Einwegkunststoffe zur verschmutzung durch Verbraucher beitragen, erstreckt sich die Verwendung von Kunststoff über Verpackungen hinaus und wird in einer Vielzahl von Branchen und Anwendungen verwendet, von Bauwesen und Automobilbau bis hin zu Elektronik und Gesundheitswesen. Beispielsweise ist die Fischereiindustrie stark auf Kunststoffe für Fischereigeräte wie Netze, Seile und Schwimmer angewiesen. Unsachgemäße Entsorgung oder der Verlust dieser Materialien auf See führt zu „Geisternetzen“, die Meereslebewesen verfangen und erhebliche Umweltschäden verursachen. Laut einer Studie aus dem Jahr 2018 in Scientific Reports machen Geisternetze mindestens 46 Prozent des Great Pacific Garbage Patch aus. Es ist wichtig, dass wir als Verbraucher unseren Teil dazu beitragen, aber genauso wichtig ist die Notwendigkeit, dass Branchen ihre schädlichen Praktiken ändern.
Mythos 4: „Plastik ist immer eine schlechte Wahl für Verpackungen.“
Realität: Was Plastik zu einem idealen Material für Verpackungen gemacht hat, ist seine einzigartige Kombination aus formbarer Vielseitigkeit, geringem Gewicht, Langlebigkeit, Kosteneffizienz und Vergänglichkeit. Durch die Nutzung von Technologien der nächsten Generation in Bezug auf elektronisches Tracking, Wiederverwendung, Stapelbarkeit und Verpackungsdesign können Forscher die Effizienz des Recyclings steigern. Durch eine innovativere Verwendung von Kunststoffen schätzt die UNO, dass die Verschmutzung durch Plastik bis 2040 um potenziell 30 Prozent reduziert werden kann.
Mythos 5: „Plastikabfälle werden direkt im Ozean entsorgt.“
Realität: Obwohl Plastikabfälle in den Ozeanen ein ernsthaftes Problem darstellen, ist es wichtig zu erkennen, dass nur ein kleiner Teil mit direkter Entsorgung in Verbindung steht. Stattdessen gelangt der Großteil der Plastikverschmutzung durch Flüsse und Wasserwege (geschätzte 80 Prozent) aufgrund mangelhafter Abfallentsorgung an Land in die Ozeane. Daher sind eine Verbesserung der Müllsammlung und effiziente Trennungs- und Recyclingprozesse entscheidend, um das Austreten von Abfällen in die Ozeane zu verhindern.
Zusammenfassung
Die Lösung des Plastikproblems erfordert zwei Hauptansätze: Fortschritte in der Anwendung und eine effiziente Sammlung. So entsteht der Raum für Alternativen wie biobasierte Materialien, den Ausbau der Recyclinginfrastruktur und die Förderung eines bewussteren Konsumverhaltens.
Diese Einblicke in gängige Plastik Mythen helfen uns, weitverbreitete Fehleinschätzungen zu hinterfragen und fundierte Entscheidungen zu treffen. Dieses Gleichgewicht sichert eine grünere Zukunft für kommende Generationen. Gemeinsam können wir harmonisch mit Kunststoff leben und gleichzeitig die Plastikverschmutzung verantwortungsbewusst bekämpfen.
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30.08.2023